Die kritische Neuausgabe der Partitur brachte endlich Licht ins Dunkel der komplexen Überlieferungsgeschichte: Bei seiner ersten Aufführung am 23. August 1735 bestand das »Ballet héroïque« Les Indes galantes von Rameau noch aus einem Prolog und drei Akten: Le Turc généreux, Les Incas du Pérou und Les Fleurs. Doch bereits bei den ersten Vorstellungen ist Les Fleurs umstritten und wird noch ab dem 11. September desselben Jahres in ganz neuer Gestalt aufgeführt. Für die Wiederaufnahme am 10. März 1736 ergänzten Rameau und Fuzelier einen ganz neuen Akt, Les Sauvages, und in den folgenden Jahren wurde das »Ballet héroïque« entweder vollständig (1743, 1751 und 1761) oder gekürzt mit Prologue, Les Incas du Pérou und Les Sauvages (zwischen 1751 und 1773) gegeben.
In Übereinstimmung mit dem Gesamtausgaben-Band der Partitur, herausgegeben von Sylvie Bouissou (OOR IV 2, 7, i.V.), umfasst dieser Band mit den instrumentalen Sätzen (Tänze und darstellende Sätze) nicht nur die Orchesterstücke der Fassung, wie sie Rameau 1736 für gültig befand (mit der zweiten Fassung von Les Fleurs und Les Sauvages), sondern bietet auch die Instrumentalsätze aus der Erstfassung von Les Fleurs von 1735 sowie der Überarbeitungen von 1743 bis 1773. So haben die Interpreten auch für Aufführungen im Konzert die vollständige Auswahl aus allen Orchestersätzen eines der ganz zentralen Bühnenwerke des Meisters.
– basierend auf dem Gesamtausgaben-Band IV 2, 7 der Opera Omnia Rameau